Die Flämingstadt Zahna

Ein Blick in die Historie der Stadt bis 1900

 

Die Herkunft des Ortsnamens Zahna kann nicht ganz sicher erklärt werden. Es ist wahrscheinlich, daß er mit den zahlreichen Wiesen bei Zahna zusammenhängt, die im Gegensatz zu dem sonst wiesenarmen Fläming hier besonders stark auffallen. Der Name Zahna würde demnach Wiesenort, Heuort bedeuten.

Vor Jahrhunderten wurde das Städtchen im Volksmund Krähenzahne genannt, und zwar wegen der unzähligen Saatkrähen, die in mehreren großen Kolonien im Kienberg nisteten. Auf einem Stadtbild von 1626 hat daher der kursächsische Hofmaler Dilich als besonderes Merkmal Zahnas zwei Krähen eingezeichnet. Der "Spottname" Hundezahne kam um 1900 nach der Errichtung der über die Grenzen Deutschlands bekannt gewordenen Hundezüchterei Cäsar und Minka auf.

Aus den in Zahna so überaus reichhaltig auftretenden vor- und frühgeschichtlichen Bodenfunden ist zu erkennen, daß das Ortsgebiet schon seit Beginn der mittleren Steinzeit - etwa um 10000 v.u.Z.- von Menschen besiedelt wurde. Diese Bodenfunde besagen, dass vom 6.Jh. v.u.Z. bis zur Völkerwanderung der Germanenstamm der Semnonen in der Region siedelte. Besonders zahlreich sind die vorgeschichtlichen Funde aus der illyrischen Bronzezeit. Für die germanische Eisenzeit in den Jahrhunderten vor Beginn u.Z. sagen die Bodenfunde aus, daß sich damals in Zahna ein sehr großes, etwa 50 Schmelzöfen umfassendes Eisenhüttenwerk befand. Die Besiedlung In dem 1924 gegründeten Heimatmuseum sind alle diese Zeugen aus ferner geschichtlicher Vorzeit gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Heute findet man diese Zeugnisse der Geschichte teilweise im Bauernmuseum oder in Wittenberg wieder.

Die heutige Stadt Zahna hat sich aus dem um das Jahr 1000 n.u.Z. auf dem Schloßberg errichteten Burgward entwickelt. Um 1157 wurde unter Albrecht dem Bären auch Zahna von Deutschen besiedelt. Im Osten des Burgwards, des späteren Schlosses, ließen sich die neuen Ansiedler auf einer früheren sorbischen Dorfanlage nieder und gründeten das Dorf Zahna, das neben der sich planmäßig entwickelnden Stadt bis 1450 bestand. Erstmalig wird Zahna in den Urkunden des Prämonstratenser-Mönchsklosters Leitzkau 1187 und 1189 erwähnt, während in gedruckten Geschlechterchroniken der Name Zahna schon 965 auftaucht. Auch der Bau der wuchtigen Kreuzkirche der Stadt wurde wohl bald nach dieser Zeit begonnen, worauf die Jahreszahl 970 in der Wetterlagen hinweist. Durch die Burggrafen von Zahna, die Herren von Wederden, wurde Zahna durch Verleihung verschiedener rechte 1326 zur Stadt erhoben. 2001 wurde die 675. Wiederkehr des Tages der Stadtrechtsverleihung begangen. 1430 erwarb die Stadt die Gerichtsbarkeit. Den Burgherren von Wederden verdankt die Stadt auch die durch sie 1336 erfolgte Gründung des noch heute bestehenden Hospitals Zum heiligen Geiste vor dem ehemaligen Elstertore der Stadt.

Nach dem Aussterben des Geschlechtes derer von Wederden erlosch das Lehen, und Schloß und Herrschaft Zahna wurden 1371 vom Kurfürsten Wenzel seiner Gemahlin Siliola als Witwensitz zugewiesen.Hierdurch hat der Kurfürst vermieden, das Lehen neu zu vergeben, er hat vielmehr seine eigenen Hausmacht dadurch gefördert. Als Witwe wohnte Siliola von 1338 - 1430 auf Schloß Zahna. Sie hat Stadt und Kirche gefördert. Nach dem Tode Siliolas wurde Zahna ein selbständiges Amt, aber zwischen 1486 und 1490 ging es im Amte Wittenberg auf. Als das Gebiet im Jahre 1815 in preußischen Besitz kam, wurde das Amt Wittenberg in den Kreis Wittenberg umgebildet. Am 10. September 1841 hielt in Zahna der erste Zug. Zahna konnte seinen seinen Bahnhof an der neu errichteten Eisenbahnstrecke Berlin-Dessau-Köthen in Betrieb nehmen. Die heutige Schule wurde 1867 als Evangelisch städtische Volksschule gebaut. Die Schulchronik besagt, dass bereit vor 400 Jahren eine "organisierte Anstalt" bestanden hat. Sie wurde um 1555 als "Prima Secunda" (Klasse einer höheren Schule) als tertiär bestehende lateinische Schule für Knaben ausgewiesen. Ende des 19. Jh. entwickelte sich in der Stadt die Industrie. Es entstanden die Marmeladenfabrik und Fruchtsaftpresserei "Helwig u. Co." (heute Fläminger Spirituosen GmbH), das Ton- und Mosaikplattenwerk "Utzschneider und Jaunez" (heute Zahnaer Fliesen GmbH) und die damals weltbekannte Hundezüchterei "Cäsar und Minka", welche sämtliche großen Königshäuser Europas mit Hunden aller Rassen belieferte.

 

Zahna´s Notzeiten

Über Zahna hat nicht immer ein glücklicher Stern gestanden. Kriegsschäden und verheerende Brände haben es mehrfach heimgesucht. Als erstes Schreckensjahr nennen uns die Urkunden das Jahr 1450, in dem der Kurfürst von Sachsen mit dem Kurfürsten von Brandenburg in einen erbitterten Streit um die Niederlausitz geriet. In dieser Fehde wurde auch Zahna in Trümmer geschossen. Die Kirche und viele Wohnhäuser ausgepocht und ausgebrannt. Von neuem ausgeplündert und niedergebrannt wurde Zahna 1537 durch den brandenburgischen Roßhändler Hans Kohlhaas und 1547 durch die spanischen Truppen Kaiser Karls V. im Schmalkaldischen Kriege.

Große Schäden brachte auch das Jahr 1580 durch einen in der Stadt so zahlreichen Brände, dem das Rathaus zum Opfer fiel, und alle städtischen Urkunden verloren gingen. Noch größeres Unglück erlitt der Ort im Pestjahr 1584, als von 1500 Einwohnern über 500 starben, so daß der Kirchhof um die Stadtkirche nicht mehr ausreichte und der noch heute benutzte Friedhof an der Jüterboger Straße angelegt werden mußte. Eine verwitterte Sandsteintafel am linken Pfeiler des Friedhofseinganges erinnert noch heute an jene schwere Zeit.

Das schrecklichste Unheil aber brachte der Dreißigjährige Krieg über unser Städtchen. Im April 1637 umschloß eine schwedische Abteilung unter dem Befehl des Generalmajors N. Stelhanzen die Stadt und forderte sie zur Übergabe auf. Dieses Ansinnen wurde jedoch von den Bürgern - an ihrer Spitze der tapfere Bürgermeister Caspar Lehmann - einmütig zurückgewiesen. Man glaubte, der die Stadt rings umgebene Sumpfboden müßte eine Belagerung sehr erschweren, und außerdem hatte der Wittenberger Festungskommandant Hans von der Pforte eine Garnison von 30 Mann in die Stadt gelegt mit dem ausdrücklichen Befehl, sie unter allen Umständen gegen den Feind zu halten. Doch alle Tapferkeit war vergebens. Am 25. April 1637 eroberten die Schweden die Stadt und brannten sie gänzlich nieder. Wer sich von den Einwohnern nicht durch eilige Flucht retten konnte, wurde niedergehauen, erschossen oder zu Tode gequält. Besonders schlimm erging es dem Bürgermeister Caspar Lehmann, der entsetzlich mißhandelt und als gefangener fortgeschleppt wurde. Er hat seine Heimatstadt nie wieder gesehen. Von 263 Bürgern waren nach dem Abzug der Schweden noch 41 am Leben.

Unglücksjahre für die Stadt waren auch die Jahre 1719, 1759 und 1813, in denen wieder gewaltige Brände die verängstigten Bewohner heimsuchten und jedesmal fast die ganze Stadt in einen rauchenden Schutthaufen verwandelten. Der neueren Bauweise und den baupolizeilichen Vorschriften ist es zu verdanken, daß die Stadt im seit Mitte des 19.Jh. von derartigen Schicksalsschlägen verschont blieb.